Deutscher Jiu Jitsu Bund

Der Deutsche Jiu Jitsu Bund bietet seit längerer Zeit speziell auf die Altersgruppe der Jiu Jitsuka über 50 Jahre zugeschnittene Lehrgänge an. Nun sollte wieder ein Lehrgang mit diesem speziellen Profil angeboten werden. Der Ü50-Lehrgang des DJJB mit aktuellen Bezügen fand am 15. September 2024 im Dojo des Bushido Mülheim e.V. statt.
Mit Dieter Mäß (9. Dan Jiu Jitsu) und Bernd Kampmann (7. Dan Jiu Jitsu) waren hochkarätige Referenten eingeladen worden, sodass die Erwartung an den Lehrgang entsprechend hoch war. Das Thema war Verteidigung mit Hilfe von alltäglichen Gegenständen und die Veranstaltung wurde, um zusätzliche Realitätsnähe zu schaffen, in alltäglicher Zivilkleidung durchgeführt. Bernd Kampmann (7. Dan Jiu Jitsu) sorgte gleich am Anfang für die nötige Betriebstemperatur und konnte die Kondition der Teilnehmer testen und fordern. Anschließend übernahm Dieter Mäß den ersten Teil des Lehrgangs.
Die Angreifer hatten die Aufgabe, mit schnellen Angriffen, die Verteidiger in die Enge zu treiben. Um Verletzungen auszuschließen, wurden kurze "Schwimmnudeln" als Mittel der Wahl eingesetzt, um die Bedrängungssituation möglichst real umzusetzen. Anschließend wurde bei verschiedenen Körperangriffen die Verteidigung mit einem Kugelschreiber geübt. Dabei erwies sich der Kugelschreiber als exemplarisches Instrument wirkungsvoller Verteidigung mit Alltagsgegenständen für die Selbstverteidigung bestens geeignet. Mithilfe des Kugelschreibers wurden bei der Verteidigung verschiedene Nerven- und Vitalpunkte des Gegners anvisiert und getroffen.
 

Da Messerangriffe in den deutschen Medien derzeit zunehmend präsent sind und selbst kleine Messer schwere Verletzungen hervorrufen oder im schlimmsten Fall sogar tödlich sein können, wurden verschiedene Abwehrtechniken gegen Messerangriffe mit Gegenständen wie einem Schuh, Stuhl und Stock als Schutz vor Verletzungen gezeigt und geübt. Messerabwehren bildeten somit bewusst einen wesentlichen Schwerpunkt des Lehrgangs. Dieter Mäß machte klar, dass es immer besser ist, nicht direkt gegen den Angreifer und das Messer zu kämpfen, wenn man keine geeigneten Hilfsmittel oder Gegenstände zur Hand hat, sondern dass es deutlich sinnvoller ist, sich in dieser besonderen Gefahrensituation zurückzuziehen und Hilfe zu suchen. Falsches Heldentum hat hier keinen Platz. Der eigene Schutz sollte immer Priorität haben. Jeder Angriff auf uns als Person ist eine Straftat, somit – so Dieter Mäß – ist es unsere Aufgabe die Polizei zu rufen, damit diese die Straftäter und die Straftat an sich verfolgen kann. Doch oft bleibt keine Zeit für planerisches Handeln, dann müssen wir auf das zurückgreifen, was wir immer und immer wieder auf der Matte geübt haben: Die Bewegungen und Techniken, die in unser Körpergedächtnis übergegangen sind und die wir als Jiu Jitsuka in Notfällen als unsere legitime Selbstverteidigung betrachten. Es muss jedem klar sein, dass man bei einer verunglückten Selbstverteidigung vielleicht keine zweite Chance bekommt. Das ist die Realität der Straße!
 

Dieter Mäß ordnete die Gefahren durch Messer und Messerangriffe noch einmal in den Kontext der Selbstverteidigung ein und leitete dann in weitere technische Schwerpunkte über. Als Abschluss zeigte Dieter Mäß noch, wie man mit einer Mütze oder Cap auf dem Kopf verschiedene Boxangriffe abwehren und den Gegner durch Wegnahme der Sicht kampfunfähig machen kann. Alle bekamen eine Mütze und hatten bei ihren Boxabwehren viel Spaß. – Den zweiten Teil des Lehrgangs übernahm dann Bernd Kampmann: Zunächst war ihm wichtig, die Abwehrmöglichkeiten mit Hilfe einer Zeitschrift darzustellen.
Aus aktuellem Anlass (Vorfälle mit Messerangriffen) wurde dabei ebenfalls der Schwerpunkt auf die grundsätzliche Abwehr von Messerangriffen gelegt. Hier waren vor allem die Bedrohung mit dem Messer und der direkte Angriff mit der Waffe Gegenstand der Betrachtung. Nach sehr intensivem Training verlas Bernd im Mondo (Lehrgespräch) dann zum Abschluss noch eine Geschichte, deren Hintergrund klar machte, dass unser Denken, unsere Einstellung und unsere Wahrnehmung immer und häufig reflektiert und überdacht werden sollten. Der Lehrgang war somit ein in Bewegung realisiertes Plädoyer für intensives und realistisches Training. Unsere Ausbildung als Jiu Jitsuka hört nie auf. Dies trifft auch auf die Entwicklung unseres Jiu Jitsu zu. Jiu Jitsu und Übende bilden eine Einheit. Grundlage unseres Tuns ist das Wissen um das Jiu Jitsu, das wir im DJJB seit Jahrzehnten üben. Doch jeder von uns ist auch aufgerufen, Wachsamkeit zu üben und mit offenem Geist durch den Alltag zu gehen.
 

Das Lehrgangs-Resümee der Teilnehmer fiel eindeutig positiv aus. Neben den interessanten Abwehrtechniken mit alltäglichen Gegenständen, nahmen alle wieder gute Ideen für das Training mit ins Dojo und überdies wurden die unterschiedlichsten Erwartungen der Jiu Jitsuka mehr als erfüllt. Auch die Referenten Dieter Mäß und Bernd Kampmann waren sehr zufrieden mit dem Lehrgang und hatten großen Spaß bei der Zusammenarbeit mit den Lehrgangsteilnehmern.

Text und Bilder: Dieter Mäß und Bernd Kampmann