Deutscher Jiu Jitsu Bund

Offensichtlich hatte Achim Wiemer (4. Dan Jiu Jitsu) mit dem Lehrgangsthema Abwehren gegen und mit dem Kurzstock einen Nerv getroffen, denn es waren am 25. Februar 2023 Jiu Jitsuka aus vielen Dojos des Deutschen Jiu Jitsu Bundes ins Dojo des TSV Viktoria 1898 e.V. nach Mülheim an der Ruhr gekommen, um mehr über Abwehrmöglichkeiten mit einem Kurzstock zu erfahren.
Schon im Aufwärmprogramm wurden spezifische Übungen zum Einsatz des Kurzstocks durchgeführt, die in einer wilden "Stockschlacht" mit Poolnudeln endeten. Im Anschluss wurden die koordinativen Fähigkeiten der Jiu Jitsuka in einem Stockdrill gefordert, und zwar als Vorbereitung auf die hiernach folgenden Stocktechniken. Aufbauend auf dem System Kali Sikaran wurden die Grundlagen der Angriffswinkel 1-6 sowie die dazu passenden Blocktechniken erläutert und mit dem Partner geübt.
Ungewohnt war hier die Ausweichbewegung vom Stock weg und das Unterstützen der eigenen Stockführung mit der freien Hand beim Blocken. Neben der Vermittlung der Techniken war es dem Lehrgangsleiter wichtig, den anwesenden Lehrern verschiedene Lehrmethoden an die Hand zu geben. Deshalb wurden nicht nur abwechselnd Schlag und Block geübt, sondern auch Variationen in freier Reihenfolge mit Rhythmuswechsel und Konterschlägen eingebaut.
 

Danach folgten die Stock-Abwehrtechniken "Snake" und "Crossada". Bei der "Snake"-Entwaffnung übernimmt der Verteidiger nicht etwa den Stock, sondern lässt diesen vielmehr zu Boden fallen, und attackiert unmittelbar nach der Entwaffnung direkt den Angreifer. Diese Art der Stockabwehr entspricht nicht der bekannten Standard-Vorgehensweise, bei dem in der Regel der Stock des Angreifers nach der Abwehr vom Verteidiger in Besitz genommen und kontrolliert wird. Aber es ist ja auch Ziel eines Dan-Lehrgangs unter Beibehaltung der eigenen Grundlagen andere Vorgehensweisen kennenzulernen. Bevor die Teilnehmer in die Pause gingen, gab es noch einmal eine koordinative Herausforderung: Um auch für die Nahdistanz ein Stocktechnikgefühl zu entwickeln, wurde das "Punio Sumbrada" geübt. Bei diesem Drill wird u.a. ein Angriff mit dem kurzem Stockende zum Kopf ausgeführt. Der Angriff wird hierbei vom Partner geblockt und nach unten weitergeleitet. Die Kombination von "Punio Sumbrada" mit dem "Abecedario" – einem grundlegenden Stockdrill auch für weite Distanz – ergibt eine gute Übung für den Übergang von der weiten Distanz in die Nahdistanz. Aufbauend auf den zuvor vermittelten Abwehrtechniken wurde jetzt zusätzlich die Stockanzahl variiert: Partner 1 übte mit zwei Stöcken und Partner 2 mit einem Stock.
Diese Übungseinheit floss in die nächste über, in der beide Partner mit zwei Stöcken gegeneinander antraten. Beide neuen Varianten wurden von den Teilnehmern gerne angenommen und schnell umgesetzt. Anschließend gab es noch eine kurze Gruppenphase, in der sich die Teilnehmer eigene Stock(abwehr)techniken gegen Tritte, Schläge, Würgen, Reversfassen und Handgelenkfassen überlegen sollten. Diese Aufgabe wurde von allen Gruppen hervorragend gelöst. Zum Schluss des Lehrgangs gab es eine Gruppenübung, bei der sich Angreifer und Verteidiger gegenüberstanden. Durch stetes Wechseln der Partner konnte die Übung endlos fortgeführt werden.
Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für diesen produktiven, lehrreichen und kurzweiligen Lehrgang und hoffe, dass sie viele Anregungen und Methoden für das eigene Stocktraining mitnehmen konnten. Bei Carsten Kruhs möchte ich mich bedanken, dass er bereitwillig als Uke zur Verfügung stand. An den TSV Viktoria 1898 e.V. einen herzlichen Dank für die Bereitstellung des Dojos.
 

Text: Achim Wiemer
Bild: Carsten Kruhs