Deutscher Jiu Jitsu Bund

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? – Dieses Goethe entlehnte Sprichwort, inspirierte den Verein Zanshin Dojo Erftstadt, welcher Mitglied im Deutschen Jiu Jitsu Bund ist, im wörtlichen und übertragenen Sinn, zu einem Lehrgang am Sonntag, dem 23. April 2023. –
Beim Versuch die eigene Kampfkunst zu verbessern und ein vollkommener Jiu Jitsuka zu werden, sucht man immer nach Inspiration und Anregung und blickt dabei auch auf andere Systeme und deren mitunter spektakulären Techniken. Dabei droht die Gefahr, sich zu verlieren und die Grundlagen der eigenen Disziplin zu gering zu schätzen. Jedes Training des Jiu Jitsu ist ein Angebot, sich also auf die Stärken der eigenen Kunst zu beziehen und vielleicht vernachlässigte Teile dieser (wieder) zu entdecken und aufzufrischen – dies war der Ansatz zur Ausrichtung des Lehrgangs.
Das "Nahe-Liegen" des Guten gab so auch direkt das Thema vor, da wir uns auf die Ne Waza, die Bodentechniken, fokussieren wollten. In der Selbstverteidigung heißt es, dass man möglichst nicht zu(m) Boden gehen sollte. Jedoch ist die Beherrschung dieser Techniken, gerade in Eins-zu-eins-Situationen, eine der sichersten und verletzungsärmsten Methoden, um den Gegner – soweit die Gesamtsituation dies zulässt – kampfunfähig zu machen, und zwar besonders für körperlich Unterlegene.
 

In Kooperation mit dem, ebenfalls in Erftstadt ansässigen, also in der Nähe liegenden, FightCenter MIKO wurde die Planung in Angriff genommen. Dort hat man sich auf das Brazilian Jiu Jitsu, kurz BJJ, spezialisiert. So, wie man sich im Judo auf die Nage Waza, die Wurftechniken aus dem ganzheitlichen System von Bewegungen, auch im Jiu Jitsu fokussiert, konzentriert man sich beim BJJ auf die Bodentechniken. Durch den dortigen Cheftrainer Michal Kozak konnten für den Lehrgang mit den gebürtigen Brasilianern Leonardo Neves (4th Degree Black Belt BJJ) und Joao Pedro (Black Belt BJJ) hochkarätige, international anerkannte Lehrer gewonnen werden.
So sammelten sich zu dem verbandsoffenen Lehrgang Sportler aus ganz NRW, Rheinland-Pfalz und Luxemburg, sowie Jiu Jitsuka aus der Erwachsenen- und Kinderabteilung des Zanshin Dojo Erftstadt auf der Matte. Nach kurzer Vorstellung und dem Aufwärmen ging es sofort in die Vorführung einer Technik. Dabei ging es darum, in sicherer Weise, an den Beinen des am Boden liegenden Uke vorbeizukommen, um dessen Oberkörper und Position zu kontrollieren und ihn letztendlich zur Aufgabe zu zwingen. Sehr kleinschrittig wurde nur der erste Teil der ganzen Technik gezeigt, gefolgt von einer Übungsphase.
Anschließend folgte der nächste Teil der Technik und eine weitere Übungsphase, bei der man den vorherigen Teil immer mit wiederholte. So erarbeitete man sich Stück für Stück den gesamten Ablauf bis zum Maitta, dem „Ich gebe auf…“ des Partners. Während des Ablaufs wurde auf mögliche Konter des Uke eingegangen und wie man mit diesen umgeht. Insgesamt wurde wieder einmal deutlich, dass es die kleinen Details sind, die über Erfolg oder Scheitern einer Technik entscheiden. So erforderte das korrekte Ausführen eine hohe Konzentration und Koordination.
 

Trotz des sehr hohen Anspruchs, oder vielleicht auch gerade deswegen, verging die Zeit des Lehrgangs wie im Flug und auch die Kinder waren von Anfang bis Ende motiviert und mit viel Eifer dabei. Im Anschluss an die technische Unterweisung wurde sich dann freundschaftlich im Tatami Kumite, dem Bodenkampf, gemessen und das eben Erlernte konnte in der Praxis angewandt werden.
Nach dem Ende dieses besonderen Trainings erhielt Michal die Graduierung zum Black Belt im BJJ – herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! Wir hoffen, alle konnten für sich etwas mitnehmen und wir wünschen uns, dass deutlich wurde, dass im Jiu Jitsu Techniken für alle Lebens-/Kampfsituationen vorhanden sind, man muss sich derer nur bedienen. Auch war es schön zu sehen, dass unser Sport Länder- und Sprachgrenzen überwindet und dazu beiträgt, dass Menschen gleich welcher Herkunft zusammentreffen und sie durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind.
Somit gilt das aus dem Japanischen stammende Maitta lediglich für das Training und den Kampf auf der Matte. Der innere Kampf auf dem Weg zur Perfektion indes wird niemals verloren. Das Zanshin Dojo Erftstadt bedankt sich bei den Lehrenden, dem FightCenter MIKO und allen Teilnehmenden für den rundum gelungenen Lehrgang. In diesem Sinne: Vielen Dank, muito obrigado, domo arrigato.
 

Text: Christoph Oberhofer
Bilder: Maya Böttcher