Deutscher Jiu Jitsu Bund

Lehrgänge für die Altersklasse der Jiu Jitsuka über 50 sind ein besonderes Angebot des Deutschen Jiu Jitsu Bundes. Der dritte Ü50 Lehrgang mit dem Thema Abwehren von alltäglichen Angriffen fand am Sonntag, den 27. August 2023, in der Sporthalle des Bushido Mülheim e. V. in Mülheim an der Ruhr statt.
Neben dem Referenten Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu) nahmen zahlreiche Mitglieder des DJJB-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen sowie Mitglieder aus dem DJJB-Landesverband Baden-Württemberg teil. Da dieser Lehrgang ausnahmsweise nicht für die Teilnahme mit Gi, sondern ausschließlich für die Teilnahme mit Straßenkleidung ausgeschrieben und konzipiert war, mussten alle Teilnehmer vorab eine weiße Kordel umbinden, um auf diese Weise aus didaktischen und praktischen Gründen – für dieses außergewöhnliche Übungssetting – eine Rangordnung auf der Matte auszuschließen.
Nach der Aufwärmphase wurden verschiedene Distanzangriffe geübt. Hier diente ein Gürtel als Abstand zwischen den einzelnen Paaren. Anschließend wurden noch Kampftechniken im engen Bereich durchgeführt. Nach anfänglicher Zurückhaltung in der Orientierungsphase waren alle mit viel Energie und vollem Einsatz bei der Sache. Aus Sicherheitsgründen wurden die anschließenden Messerangriffe mit einem Gummimesser und mit Schutzbrille durchgeführt. Hier mussten sich die Teilnehmer gegen schnelle Messerattacken wehren. Schnell war allen auch klar, dass die Entwaffnung des Gegners nicht immer nach Plan funktioniert. Einem Angreifer, der ohne Selbstkontrolle und mit schierer Todeswut auf seinen Gegner einsticht, kann man nicht ohne Weiteres sein Messer wegnehmen!
 

Eine geeignete Alternative zur Entwaffnung in dieser unübersichtlichen Situation, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit funktioniert, war das harte und gezielte Schlagen ins Gesicht. Hierbei ist aber immer auf Selbstschutz zu achten. Bei den Übungen, wo der Angreifer sein Messer aus dem Gürtel gerade nach vorne führt, war das schnelle Ergreifen des Messerarms bei gleichzeitigem Tritt in den Unterleib eine probate Chance, aus der unübersichtlichen und gefährlichen Lage zu (ent)kommen. Jedem war schon klar, dass Messerangriffe zu schweren, und tödlichen Verletzungen führen können. Somit folgt hieraus, dass das regelmäßige Üben der Messerabwehren unter besonderer Berücksichtigung des reaktionsschnellen Ausweichens, Umleitens, Blockens oder auch Fassens mit sich anschließender wirkungsvoller und konsequenter Technik einen besonderen Stellenwert im DJJB hat.
Dem Kurzstock ist ebenfalls Beachtung zu schenken. Er ist zwar nicht spitz oder scharf wie ein Messer, dennoch geht von ihm in geübten (und auch in ungeübten) Händen erhebliche Gefahr aus. Da ein Angriff mit einem Kurzstock in einer Übungssituation auf der Matte normalerweise mit entsprechender Vorsicht und Kontrolle durchgeführt wird, wurde als Angriffswaffe eine "Schwimmnudel" eingesetzt. Diese konnte dann mit vollem Elan zum Einsatz kommen: Hier schenkten sich die Paare nichts und jeder wurde bestimmt mehrmals getroffen, bevor der Angreifer samt Stock – alias "Schwimmnudel" – unter Kontrolle war.

 

Auch die anschließenden Boxangriffe und -abwehren verliefen nicht ohne Treffer, aber hier halfen den verteidigenden Teilnehmern die Schnelligkeit und der Wille zum Gegenangriff dabei, den Angreifer wirksam zu kontrollieren und zu fixieren. Zum Schluss des Ü50 Lehrganges wurden in Fünfergruppen Abwehren im bekannten Kreis geübt. Damit wurden die Inhalte des Lehrgangs buchstäblich noch einmal in den Mittelpunkt gerückt und alle konnten das Erlernte und Geübte unter Stress als Uke und Tori zugleich ausführen. Für die überaus aktiven Teilnehmer war der Ü50 Lehrgang ein voller Erfolg. Alle waren von den interessanten technischen Varianten mit spielerischen Einlagen begeistert, und so macht Selbstverteidigung "Ü50" Spaß! Der vierte Ü50 Lehrgang ist bereits in Planung...
 

Dieter Mäß (Text und Photos)