Am 26. November 2022 begrüßte die Jiu Jitsu Abteilung des TuS Arloff-Kirspenich e. V. den Kinder- und Jugendwart des Deutschen Jiu Jitsu Bundes, David Djakovic (2. Dan Jiu Jitsu), mit seinem Team in ihrem Dojo (Übungsraum).
David hatte sich folgendes Thema für den Lehrgang ausgesucht: Was ist der Unterschied zwischen Kampfkunst & Selbstverteidigung?
Eingeladen waren Jiu Jitsuka von sechs bis 17 Jahren in allen Gurtfarben. Nach dem wettkampfmäßigen Aufwärmen ging es nahtlos in die Fallschule mit anschließenden Abwehraktionen über. Die von David gezeigten Techniken wurden mit ständig wechselnden Partnerinnen und Partnern geübt, damit jeder Jiu Jitsuka mit unterschiedlich großen und schweren Angreifern trainieren konnte.
Aber was ist nun der Unterschied zwischen Kampfkunst und Selbstverteidigung? Kann man pauschal sagen, dass die Selbstverteidigung etwas für Menschen ist, die grundsätzlich nicht offensiv kämpfen wollen? Hier wird man vermutlich gemäß der eigenen inneren Haltung richtig liegen, wenn es um die Frage von Frieden und Gewaltlosigkeit geht. Frei nach dem Motto: Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf.
Die Antwort ist ein klares Ja! Aber: Frieden und Gewaltlosigkeit zu schätzen heißt nicht, dass man sich nicht zu helfen weiß, wenn man bedroht wird. "Ich habe auch hier eine innere Haltung und verteidige mich konsequent mit meinem Jiu Jitsu, wenn ich real angegriffen werde." Im rechtlichen Sinne spricht man hier von Notwehr. Selbstverteidigung aus Notwehr heraus ist legitim. Und auch der Gedanke der Selbstverteidigung lässt sich wieder mit Bewegungskunst und Kampfkunst im Jiu Jitsu verbinden.
 

Kampfkunst geht dann fließend in Selbstverteidigung über, wenn der Angriff, mit zum Teil athletischen und kunstvollen Techniken auf der Matte im Dojo ausgeführt, dynamisch und systematisch abgewehrt wird. Hier stellt sich dann eine gänzlich andere Frage: "War das eine realistische Selbstverteidigung? oder "Würde die Technik im Ernstfall funktionieren?" Aber ist es nicht auch schon Bewegungs- und Kampfkunst, wenn man sich mit geschmeidigen, runden, fortlaufenden Bewegungen dem Aggressor wirkungsvoll entgegensetzt? – Fragen, die nicht immer einfach und mit wenigen Worten beantwortet werden können.
Am besten findet man hier Antworten, wenn man sich selbst auf die Suche zum körperlichen und nonverbalen Verständnis der Funktionsweise einer Bewegung begibt, und zwar durch das intensive Üben der Techniken. Körper "sprechen" beim Üben von Techniken miteinander. Und auch die Körpersprache bei der Selbstverteidigung oder der Kampfkunst im Jiu Jitsu ist entscheidend, ob eine Abwehrtechnik gelingt oder nicht. Abgehakte, statische Aktionen führen eher nicht zum Ziel, denn der Verlauf eines Angriffs oder Kampfes ist meistens nicht statisch, sondern umfasst viel an Dynamik.
Nach einer kurzen Trinkpause erfolgte ein erneutes Aufwärmen der Sportlerinnen und Sportler. David hatte einige Rangel- und Raufspiele im Gepäck, die den Teilnehmenden großen Spaß bereiteten. Beim anschließenden Bodenkampf mit immer wieder wechselnden Partnern konnte man sich so richtig austoben. David erkannte bei einigen Kindern bzw. Jugendlichen Potenzial für diese Kampfart. Hatte er doch selbst einige Lehrgänge bei dem Spezialisten für das Brazilian Jiu Jitsu, Josie Murray, absolviert.
 

Nach dem Abgrüßen gab es viel Beifall von allen Seiten. Von den Lehrgangsleitern wurde eine aufmerksame und sehr rege Teilnahme der Jiu Jitsuka bescheinigt. Die Sportlerinnen und Sportler hoffen, dass David mit seinem Team im nächsten Jahr auch wieder beim TuS Arloff-Kirspenich e. V. die Kinder- und Jugendlehrgänge abhalten werden. Besonders stolz sind die Kinder und Jugendlichen auf den Eintrag in ihrem Pass mit Unterschrift und Stempel des Kinder- und Jugendwarts.
Fazit: Sie haben an diesem Tag viel über den Unterschied zwischen Kampfkunst & Selbstverteidigung gelernt, aber auch viel über das Gemeinsame von Kampfkunst & Selbstverteidigung mit nach Hause nehmen können – vor allem aber, dass sich beides im Jiu Jitsu findet und sehr viel Spaß macht…
 

Josef Flecken