Deutscher Jiu Jitsu Bund

Am Samstag, den 24. April 2021, fand zur großen Freude unserer Jiu-Jitsuka der zweite Jiu-Jitsu-Online-Lehrgang für Kyu- und Dangrade des Deutschen Jiu Jitsu Bundes statt.
Thematisch standen realistische Schläge und Tritte zur Anwendung in SV-Situationen, sinnvolle Kombinationen mit "Hand und Fuß" und Blocktechniken mit sofortigem Konter im Mittelpunkt. Lehrgangsleiter waren Markus Wilger (5. Dan Jiu Jitsu, Tenwa-Ryu Bottrop) und Michele Colonna (4. Dan Jiu Jitsu, Yaware Hohenlimburg).
Mit Blick auf das Machbare stellt sich jeder Lehrgangsleiter vorab die Frage, wie man erfolgreich Techniken aus dem Repertoire des Deutschen Jiu Jitsu Bundes didaktisch so auswählt, koordiniert und aufbereitet, dass sie ein interessantes und geeignetes Lehrgangsangebot für das breite Spektrum von den Kyu- bis hin zu den Dangraden abbilden können.
 

Nach der Begrüßung folgte eine kurze Einführung durch Markus, der den zahlreichen Teilnehmenden "hinter den Bildschirmen" einen interessanten und packenden Lehrgang versprach. Das Aufwärmtraining übernahm Michele. Nach den Lockerungsübungen folgte ein forderndes Workout für den gesamten Körper mit Sprüngen und Liegestütz im Wechsel, kombinierte Übungen für Arme, Schultern, Bauch, Rücken und Beine in Passagen zu 45 Sekunden schlossen sich an. Jeder absolvierte diese in seinem Tempo. Nach kurzer Pause und Lockerungen ging es jeweils in den zweiten Durchgang mit 45 Sekunden.
Nach kurzer Zeit konnte jeder von sich behaupten, dass der gesamte Körper für den technischen Teil des Lehrgangs vorbereitet war. Im ersten technischen Teil stellte Markus kurz die fünf Kampfdistanzen vor und schloss auch Gedanken zur so genannten "Vorkampf-Phase" (bevor es mit einem Kampf losgeht) mit ein.
Hier – so Markus – muss unbedingt schon volle Aufmerksamkeit vorhanden sein – die Hände unbedingt aktiv und in Bereitschaft halten! Unterleib schützen! Sich selbst folglich hinter den eigenen Händen schützend "verstecken". Mit diesem Einstieg im Hinterkopf übten alle kurze Schläge (Jabs) locker aus dem Vorgehen nach vorne heraus. Dies unter Berücksichtigung einer mittleren Kampfdistanz zum gedachten Gegenüber. Danach mit mehr Aktivität und mehr Druck nach vorne. Schließlich mit vollem Einsatz und Atmung in die Technik hinein. Markus achtete darauf, die rechte wie auch die linke Seite zu trainieren. Im nächsten Schritt wurde der Doppelschlag (rechter Jab mit linkem Schlag) unter Einsatz der Hüfte geübt. Als Aufbauübung dann ein kurzes Ausweichen (Wegwischen). Schließlich die Kombination: Ablenken, über den Block schlagen und treten, und am Gegner bleiben. Oder wie Markus es formulierte: "Folgen, folgen, folgen!"
 

Wer den Lehrgang am Bildschirm verfolgte, konnte sehen, dass die zahlreichen Jiu-Jitsuka in ihren "Fenstern" aktiv, begeistert und konzentriert nicht nur den Anweisungen, sondern auch den Bewegungen folgten. Kombinationen aus Abwehr, Schlag/Ellenbogen, Rückhand und Schlag vervoll-ständigten das Bild. Der Clou war hier auch die sinnvolle und interessante Kombination von Grundtechniken, welche gezielt in einen Kampfkontext gestellt wurden. Im zweiten technischen Teil hatte Michele den Umgang mit Empi aus unterschiedlichen Richtungen unter Berücksichtigung der Distanz zum Gegner vorbereitet. Vorab ein Appell Micheles: "Immer zum Gegner schauen, um die Abwehrtechnik und die Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren!" Gerade in der kurzen Distanz, wenn der Angreifer schon dicht am Mann oder der Frau ist, muss sauber gearbeitet werden, auch beim Handrückenschlag, beim Schwinger und Haken nach oben unter das Kinn oder beim Hammerschlag. Der Gegner ist schließlich sehr nah.
Alles wurde den Möglichkeiten entsprechend in der Anwendung geübt. Kombinationen folgten. Michele wies darauf hin, dass man die Techniken immer wieder üben muss, und zwar auch an der Pratze und am Sandsack – Sinn ist Abhärtung und Gefühl für den Widerstand. Es folgten in kurzer Distanz ausgeführte Tritte. Michele rundete seinen technischen Teil mit Blocktechniken ab. Die eigene Deckung ist in diesem Kontext immer sehr wichtig. Hier kamen die im Vorfeld bereits eingesetzten Ellenbogen aus einer Kombination aus Schutz und direktem Gegenangriff zum Einsatz. Michele sensibilisierte die Teilnehmenden auch für die Möglichkeiten, aus dem Technikfluss heraus selbst(bewusst) die Initiative in der Bewegung zu ergreifen. Motivation, zu Technik gewordene Bewegungen einschließlich ihrer Varianten für sich zu üben. Gedacht als "Werkzeuge" für die eigene Weiterentwicklung. Die in allen Lehrgangsteilen vorgestellten Bewegungen und Techniken eigneten sich überdies sehr gut, um Grundtechniken auch in der Zeit des dritten Lockdowns wieder aufzurufen und durch Übung zu festigen.

Offen und bereit zu sein, nicht nur für die Notwehr, sondern auch für den hoffentlich baldigen Wiederbeginn des Trainings und für die Schönheit unseres Jiu Jitsu. – Markus hatte in seinen Begrüßungsworten nicht zu viel versprochen, was sich in den rundum positiven Wortbeiträgen in gesprochener und geschriebener Sprache (Chat) deutlich widerspiegelte. Zum Schluss bedankten sich die beiden Lehrgangsleiter bei unseren Jiu-Jitsuka, welche an diesem Samstag online am Lehrgang teilgenommen hatten, und Markus wies alle nochmals auf die aktuell bestehenden Online-Trainingsmöglichkeiten hin. Nach dem Training ist immer auch vor dem Training. Oder: Nach dem Online-Training ist (perspektivisch) vor dem Training auf der Matte im Dojo.
Fazit: Ein rundum gelungener Lehrgang auf der Grundlage von Basistechniken, ein Lehrgang, der zu Recht nicht nur Hand und Fuß thematisierte, sondern auch "Hand und Fuß" hatte. Beharrlichkeit ist unsere Grundlage in Zeiten von Corona…

Text: Andreas Dolny & Volker Schwarz
Bilder: DJJB