Deutscher Jiu Jitsu Bund

"Panta rhei" ("Alles fließt.") mit diesen Worten des Heraklit schloss der Bericht über das im Januar 2020 stattgefundene KID-Seminar der Korporation Internationaler Danträger (KID). Kurz gesagt: Alles ändert oder verändert sich.
Wie wahr diese Worte sind, konnte jeder im Rahmen der Maßnahmen und Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie des Covid-19-Virus selbst erfahren.
Aus diesem Grund fand nun im Januar 2021 das KID-Seminar erstmalig online statt und blieb sich so in seiner Eigenschaft als fester Bestandteil der Verbandskultur treu. Nicht nur aus allen Teilen der Bundesrepublik waren die Mitglieder der KID zum Seminar zugeschaltet, sondern auch aus dem fernen Griechenland.
Als Mitglied der KID nahm auch erstmals Christos Barberis (5. Dan Jiu Jitsu) am KID-Seminar teil. Gemeinsam mit der Hellenic Jiu Jitsu Federation (HJJF) hatte der Deutsche Jiu Jitsu Bund im Jahre 2007 den 17. Kongress der United Nations of Jiu Jitsu (UNJJ) in Griechenland ausgerichtet.
 
Nach der Begrüßung durch den Ersten Vorsitzenden Denis Heinrich (4. Dan Jiu Jitsu) und den Präsidenten Josef Djakovic (9. Dan Jiu Jitsu), wurden zunächst die Themen vom Vorjahr und deren Umsetzung besprochen. Dieter Lösgen (10. Dan Jiu Jitsu, Ehrenpräsident) war ebenfalls zugeschaltet.
Es sollte ein intensives Programm werden.
Die einzelnen Gremien hatten sich in den vergangenen Wochen bereits intensiv ausgetauscht und entsprechend vorbereitet. Hierzu berichteten zunächst die Referenten der jeweiligen Ausschüsse (Lehr- und Prüfungswesen, Prävention und Gleichstellung, Kinder und Jugend, Mitglieder, Wettkampf, Digitalisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Material und technisches Gremium) über ihre Tätigkeit und die hier erzielten Ergebnisse. Die einzelnen Ausschüsse waren erstmalig auf dem KID-Seminar 2020 gebildet worden und hatten unmittelbar hiernach ihre Arbeit aufgenommen.
Nachdem die 12. Deutschen Jiu Jitsu Meisterschaften des DJJB in 2020 aufgrund der Pandemielage abgesagt werden mussten, werden diese nun in 2022 in Otterbach (RP) ausgerichtet.


Im Rahmen des ersten Teils des Online-Seminars wurden auch zwei Dan-Träger im Jiu Jitsu, welche sich aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer Haltung, sowie ihres persönlichen unermüdlichen Einsatzes in ihrem Verein und im Verband langjährig verdient gemacht haben, geehrt:
So wurde Josef Flecken vom TuS Arloff-Kirspenich e.V. der dritte Dan Jiu Jitsu und Sven Harder vom TVG Steele 1863 e.V. der zweite Dan Jiu Jitsu in Anerkennung ihrer jahrzehntelangen Leistungen verliehen.
 

Josef Flecken (3.Dan Jiu Jitsu) und Sven Harder (2.Dan Jiu Jitsu)

Im Anschluss folgten die KID-Ehrungen. Josef Djakovic nahm als Präsident folgende Ehrungen für die jahrzehntelange Mitgliedschaft in KID vor: Gerd Dressler (6. Dan Jiu Jitsu) für 40 Jahre Mitgliedschaft sowie Denis Heinrich (4. Dan Jiu Jitsu, Vorsitzender), Christian Hartmann (3. Dan Jiu Jitsu), Andreas Dolny (2. Dan Jiu Jitsu), Frank Grabinski (2. Dan Jiu Jitsu) und Dirk Storck (2. Dan Jiu Jitsu) jeweils für 20 Jahre Mitgliedschaft in der KID.
Die Überreichung aller Urkunden und Ehrennadeln wird in einem würdigen Rahmen nachgeholt werden. Einen herzlichen Glückwunsch an alle Jubilare!
Für die Aufnahme in die KID wurden Fabian Scherer (2. Dan Jiu Jitsu, Zen-Bogyo-Do Otterbach) und David Djakovic (2. Dan Jiu Jitsu, Bujindo Mülheim, Jugendwart) vorgeschlagen. Bis zu ihrer endgültigen Aufnahme in die KID werden sie von Stefan Brandt (3. Dan Jiu Jitsu) und Sven Schoolmann (1. Dan Jiu Jitsu) betreut werden.
Im zweiten Teil nach der Mittagspause ging es dann in die diesjährigen Impulsvorträge.

Michele Colonna (4. Dan Jiu Jitsu) referierte über die Möglichkeiten des Online-Trainings und die Wege das Dojo nach Hause zu holen. Gerade in Zeiten der Pandemie ist es für alle Vereine wichtig einer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Es geht darum, Kontakte zu halten und zu pflegen, sowie die körperliche und geistige Fitness zu erhalten. Neben den technischen Voraussetzungen ging es um die inhaltlichen Möglichkeiten des Online-Trainings. Herauszustellen war aber schließlich, dass ein Online-Training, wie auch ein reguläres Training auf der Matte, regelmäßig und mit einem geplanten und strukturierten Ablauf stattfinden muss, damit das Jiu Jitsu für die Schüler zuverlässig, nachvollziehbar und erreichbar bleibt und ist.

Hiernach widmete sich der zweite Impulsvortrag von Markus Wilger (5. Dan Jiu Jitsu) dem Budo Kensho – der Budo Charta. Es folgte zunächst ein historischer Überblick zur Entwicklung und Entstehung der Budo Charta. Der Schlacht von Sekigahara am 21. Oktober 1600 folgte eine Epoche des relativen Friedens in Japan. Seit dieser Zeit wurden die Kampfkünste in Japan zunehmend zum Zwecke von Körper- und Charakterentwicklung genutzt. Japan schottete sich im weiteren Verlauf lange Zeit von der Außenwelt ab, bevor 1853 ein Geschwader amerikanischer Kriegsschiffe, im Hafen von Uraga nahe Edo (dem heutigen Tokio) unter Matthew Calbraith Perry, die Öffnung Japans gegenüber dem Westen erzwang. –
Hiernach gerieten die Kampfkünste in Japan zunächst in Vergessenheit, da sich Japan mit dem Westen als Vorbild rasch modernisierte, dies in technischen, wie auch gesellschaftlichen Bereichen. Zwischen 1876 und 1902 sind die japanischen Kampfkünste durch das Wirken von Professor Erwin Bälz wiederentdeckt und "wiederbelebt" worden. All dies geschah, bevor in der weiteren Entwicklung schließlich die Budo Charta am 23. April 1987 durch die Japanische Budo-Vereinigung (Nippon Budo Shingikai) niedergelegt wurde. Sie definiert den Begriff des "Budo" und den Sinn der "Budo-Ausbildung" anhand von sechs Artikeln.
Auch für den Deutschen Jiu Jitsu Bund ist die Budo Charta grundlegend, da sie im Rahmen der drei Bereiche Selbstverteidigung, Kampfkunst und Wettkampf auf die mentale Entwicklung und die Charakterbildung Wert legt.

Am Ende des Tages waren viele Fragen geklärt, doch eine an diesem Tag aus dem Kreis der KID-Mitglieder geäußerte – und hier frei wiedergegebene – Weisheit, welche sich in Frage und Antwort zugleich manifestiert und als Orientierung für zukünftige Entwicklungen weit hinaus geht, wirkt weiter: "Warum sollen die Enden des gebundenen Gürtels gleich lang sein? – Sie symbolisieren Wissen und Können, und beides sollte gleich gut ausgebildet, gepflegt und geübt werden."

Text: Andreas Dolny, Volker Schwarz
Bilder: DJJB