Deutscher Jiu Jitsu Bund

Was bringt Menschen aller Altersklassen dazu, sich in großer Zahl an einen Ort – in "große Gesellschaft" und in engen Raum – zu begeben, dort Neues zu lernen und bereits Fähigkeiten zu vertiefen, welche für die eigene Verteidigung und die Verteidigung des inneren und äußeren Selbst an sich nützlich und wirkungsvoll sind?
Der interessierte Jiu Jitsuka bzw. Budoka wird sich diese Frage schon im Vorfeld beantwortet haben, nämlich mit: "Otterbach"! Schon in der Namensgebung wartet die rheinland-pfälzische Ortsgemeinde mit dem Otter (neben dem Eichhörnchen) mit einem Wappentier auf, das sich im Wasser (dem Bach Otterbach, welcher im Wappen Otter und Eichhörnchen voneinander auf "natürliche" Art und Weise trennt), unter demselben und an Land bestens bewegen kann und als äußerst lernfähig und schlau gilt. Das hierzu…
Am zweiten Wochenende im März reisten 350 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und aus dem europäischen Ausland, erstmals auch aus Tschechien, auch in diesem Jahr wieder nach Otterbach, um am Internationalen Jiu Jitsu Lehrgang des Zen-Bogyo-Do Otterbach teilzunehmen.
 

Dieser fand zum 29. Mal statt, und in diesem Jahr konnte Harald Westrich das gleiche hochkarätige Referententeam begrüßen wie im vergangenen Jahr: Josef Djakovic (9. Dan Jiu Jitsu, Vorsitzender und Präsident des Deutschen Jiu Jitsu Bundes) unterrichtete Abwehren gegen Würge-Angriffe. Josef Djakovic aus Mülheim an der Ruhr gehört seit vielen Jahren zu den festen Lehrgangsreferenten und zog die Lehrgangsteilnehmer mit seinen Techniken und seinen Ausführungen in seinen Bann. Dabei ging es unter anderem darum, den Angriff bereits im Ansatz abzuwehren. Denn bei der Würgeabwehr gilt es, keine Zeit mit Blick auf die Kontrolle des Bewusstseins (Atem, Sauerstoffzufuhr) zu verlieren. Zugleich vermittelte er den Jiu-Jitsuka, wie sie sich schnell, kraftvoll und technisch versiert aus unterschiedlichsten Würgegriffen befreien können, wobei sich stets ein "roter Faden" durch alle Techniken zog, welcher jeweils bei der Folgetechnik wieder aufgegriffen wurde – und auch im Dojo beim Üben wiederzufinden sein wird.
 

Neue Bewegungsabläufe zeigte Alain Sailly (8. Dan Goshindo) aus Frankreich. Seine sehr runden und geschmeidigen Bewegungen werden seit Jahren begeistert angenommen. Andreas Güttner (6. Dan Ju Jutsu Do) beschäftigte sich mit Abwehren gegen Schläge und Tritte. Zum zweiten Mal dabei war in diesem Jahr Juri Fleischmann (7. Dan Sin Moo Hapkido). Er zeigte verschiedene Hebel und wie diese gekonnt gekontert werden können. Schließlich brachte Michael Haselein (4. Dan Brazilian Jiu Jitsu und Präsident des Brazilian Jiu Jitsu Verbandes Deutschland) den Teilnehmern das Thema Bodenkampf näher und wie man sich aus verschiedenen Haltegriffen befreien kann.
An zwei Tagen wurden zahlreiche Stunden bei den unterschiedlichen Referenten geübt. Die Gruppen "wanderten" nach Abschluss jeder Übungseinheit zum nächsten Referenten. Am Samstagabend kam jedoch auch die "soziale Komponente" des Lehrgangs zum Tragen. Die Teilnehmer saßen beisammen und konnten so neue Freundschaften knüpfen und bereits bestehende vertiefen.
Der Erfolg des Lehrgangs, der in diesem Jahr zum 29. Mal stattfand, lässt sich eben auf ein insgesamt sehr gelungenes Lehrgangskonzept zurückführen, an dem immer alle beteiligt sind. Harald Westrich dankte am Ende allen Referenten und Teilnehmern für ihr diszipliniertes Training. Sein Dank galt aber auch den Helfern hinter den Kulissen, die den Lehrgang jedes Jahr aufs Neue möglich machen und viel ehrenamtliche Arbeit leisten, um den Teilnehmern ein angenehmes Wochenende zu bereiten.
Die Rückfahrt nach Hause wurde für die Lehrgangsteilnehmer wegen des Orkans mit Sturmwarnstufe 2 etwas länger, aber man hatte ja auf und abseits der Matte an diesem Wochenende überdies auch die Möglichkeit, sein Hara zu pflegen und auch diese äußeren "turbulenten" Umstände mit Geduld zu meistern…
 

Im nächsten Jahr ist in Otterbach wieder ein "rundes Jubiläum" angesagt – auch diesmal wieder im März 2020, wenn alle "Otterbacher" sich zum 30. Male im Rahmen des seit Jahrzehnten hervorragend angenommenen und hoch geschätzten Lehrgangs in der Stadt der schlauen, flinken und geschickten Otter treffen, um hier in bester Umgebung Jiu Jitsu und Budo zu üben, daran zu wachsen und zu lernen.

Text: Volker Schwarz, auf der Grundlage des Lehrgangsberichtes auf der Homepage des Zen-Bogyo-Do Otterbach
Bilder: Zen-Bogyo-Do Otterbach