Deutscher Jiu Jitsu Bund

Auch in diesem Jahr durfte ein Lehrgang für Gelb- bis Grüngurte zum Themenbereich der Schlag- und Boxangriffe nicht fehlen.
Das richtige Timing und die korrekte Distanz zweier Tanzpartner – bspw. beim Schlager – sind die Grundlage für einen schönen Tanz. Können die Folgen beim Tanzen "gequetschte Zehen" sein, sieht es bei den Abwehrtechniken gegen Schlag- und Boxangriffe schon ganz anders aus.
Zu diesem Thema referierte Oleg Tartakowski (3. Dan Jiu Jitsu, 2. Dan Jiudo, Bujindo Mülheim) kürzlich in Düsseldorf.
Dem gründlichen Aufwärmen folgte die Fallübung und in beide Bereiche ließ der Lehrgangsleiter Bestandteile der nachfolgenden Abwehrtechniken einfließen. Besonderen Stellenwert hatte zunächst die Grundhaltung. Es wurden sowohl die schulmäßige Ausgangslage aus dem Zenkutsu Dachi, als auch die an Boxangriffe angepasste Kampfhaltung trainiert. In Partnerübungen wurden die geraden und geschwungenen Schläge geübt, um das Auge für die Distanz und das Timing zu schulen.
 

Die Bedeutung der korrekten Angriffsausführung als Basis für das realitätsnahe Üben der Abwehrtechniken betonte der Referent wiederholt in seinen Erklärungen. Im Anschluss daran ging es ans Eingemachte – die Verteidigungstechniken. Das Prinzip von Block-Schock-Wurf zog sich wie ein roter Faden durch die Abwehrtechniken: dem Blocken und Fassen des Angriffsarmes folgte kurze Ablenkungen mit anschließenden dynamischen Judowürfen. Zusätzlich durften Lehrgangsteilnehmer nach jeder Abwehrtechnik die Partner wechseln, sodass die Verteidiger sich wiederkehrend mit unterschiedlichen Staturen und Angriffsdynamiken konfrontiert sahen.
Gegen den Schwinger – ausgeführt als "Haymaker” – wurde der frühe Doppelblock gefolgt von einer großen Außensichel (jap. O Soto Gari) angewendet. Tori musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, frühzeitig "in den Angriff reingehen” und dadurch möglichst viel Energie von Ukes Angriff neutralisieren. Später zeigte Oleg Tartakowski eine unorthodoxe Alternative, um dem Aufprall der geschwungenen Faust am Kinn zu entgehen, nämlich ein kurzes Abtauchen. Mit voller Deckung tauchte Tori unter Ukes Angriffsarm in Richtung Ukes Flanke durch und konnte ihn aus der Sicherheit der Nahdistanz und von Ukes Rücken aus "bearbeiten”.
 

Auch gegen den Doppelschwinger-Angriff wurden zahlreiche Techniken geübt. Die erste und simpelste war exakt, wie die Verteidigung gegen den Schwinger. Tori entging dem zweiten Angriffsarm durch die beherzte Ausführung der Abwehrtechnik. Die nachfolgenden Abwehrtechniken beinhalteten zunächst die große Innensichel (jap. O Uchi Gari) und dann das Hüftrad (jap. Koshi Guruma) in den Varianten nach Kodokan und Kawaishi. Hier spielten das Timing, die Distanz und die Dynamik von Tori eine besondere Rolle, um den Erfolg der Abwehr zu gewährleisten. Besonders bei den dynamischen Hüftwürfen zeigte der Referent das Festhalten bzw. Abfedern von Uke kurz vor dem Aufprall auf der Tatami auf, um ein schmerzarmes Miteinander zu erhalten.
 

Der nachfolgende Angriff mit einem Aufwärtshaken wurde durch Neko Ashi Dachi (Katzenfußstellung) pariert, bevor Uke im Kreuzfesselgriff (jap. Ude Garami Henkawaza) neutralisiert wurde. Von hier bot sich zunächst die Möglichkeit Uke gen Boden zu führen oder – cel surprise – Uke zunächst nach oben kommen zu lassen und ihn anschließend mit Hilfe eines Wurfes auf die Matte zu bringen. Tori konnte sich die Rotationsdynamik zu Nutze machen und den Angreifer mit einem großen Außenrad (jap. O Soto Guruma) werfen.
Zum Abschluss wurden die Verteidigungstechniken wiederholt und die Bewegungsmuster gefestigt, wobei auch hierbei unterschiedliche Partner zusammenarbeiteten. Und bevor abgegrüßt wurde, standen sowohl einige Abhärtungs- als auch Partnerübungen auf dem Plan bei denen die Treffsicherheit und Geschwindigkeit erneut im Mittelpunkt waren. Es war schön zu sehen, wie viel Freude die Lehrgangsteilnehmer bei der Auseinandersetzung mit dem Lehrgangsthema hatten – ganz ohne Schlagermusik.
Ein Dank gilt dem SC-Bushido Düsseldorf mit seinem Cheflehrer Uwe Wilhelm für die Zurverfügungstellung des Dojo, Bernd Kampmann für die Fotographien und selbstverständlich den Lehrgangsteilnehmern für die Partizipation.
 

Text: Oleg Tartakowski
Fotos: Bernd Kampmann