Deutscher Jiu Jitsu Bund

Wer sich im Budo weiterentwickeln will, sollte auch die sinnvolle inhaltliche Auseinandersetzung mit anderen Budo-Künsten nicht scheuen. Zu den bekannten Budo-Künsten zählt auch das Karate, welches in vielen unterschiedlichen Formen existiert.
Somit war der Lehrgang Karate für Jiu-Jitsuka ab Gelbgurt sicherlich ein willkommener Anlass, einmal wieder über den altbekannten „Tellerrand“ hinaus zu schauen, um hier Neues und bereits Bekanntes (wieder) zu entdecken. Karate(Do), der Weg der leeren Hand, reicht uns hierbei in metaphorischer Hinsicht dieselbe und lädt zu einem sinnvollen Austausch ein.
Als Lehrgangsleiter konnte Christoph Urbanovicz (3. Dan Karate GOJU-Ryu Karate) gewonnen werden. Christoph übt Karate seit 27 Jahren, ist von Beruf Sporttherapeut und Sportlehrer. In seinem Heimatverein in Castrop-Rauxel ist er seit 24 Jahren erfolgreich tätig. Er vertritt das traditionelle Karate (Richtung Fritz Nöppel).
Am Sonntag, den 13. November 2016, hatten somit interessierte Teilnehmer des DJJB wieder die Möglichkeit, Einblicke in das GOJU-Ryu Karate zu gewinnen. Nach einem sehr intensiven Aufwärm- und Dehntraining ohne Matte ging es im Dojo der Jiu-Jitsu Abteilung Yaware des Elseyer Turnvereins 1881 e.V. in Hagen-Hohenlimburg in das Distanztraining mit Halbkontakt über. In vielen verschiedenen Einzel- und Partnerübungen wurde sehr viel Wert auf die Distanz beim Kampf gelegt.
Bei der richtigen Ausführung von Schlag- und Tritttechniken kommt es vor allem auf den korrekten Hüfteinsatz an. Mit diesem kann man übrigens neben der kraftvollen Technik auch die Distanz zum Partner/Gegner steuern, erläuterte Christoph. Weitere Techniken zielten auf das so genannte Ichi Geki („Besiegen mit einem Schlag“) in Partnerübungen ab… Jeder Partner hatte nur einen geraden Schlag auszuführen, dann wurde gewechselt. Volle Konzentration wurde hierbei von allen Lehrgangsteilnehmern erwartet, die Techniken wurden im Halbkontakt auf den Oberkörper ausgeführt, der Kopf war keine Trefferfläche.
 

Durch mehrere Variationen dieser Technik mit Zweier- und Dreier-Kombinationen (in Bewegung, Schwinger von unten, rechts/rechts und links/links) sind alle Muskelgruppen bei allen Lehrgangsteilnehmern strapaziert worden. Ichi-Geki ist die Vorgehensweise beim Kampf, erklärte Christoph den Teilnehmern: „Ein Schlag und vorbei...“ – das ist ein Teil der Philosophie. Einen richtig ausgeführten Schlag oder Tritt einzusetzen ohne hektisch zu werden, aber voller Explosivität und Entschlossenheit – das ist die Erfolgsformel. Ist diese erste Aktion erfolgreich abgelaufen, hat man Zeit für weitere Aktionen wie Hebel oder Würfe, und verschiedene Arten von Sparring sind an diesem Tag von den Teilnehmern ebenfalls mit vielen Partnerwechseln geübt worden. „Windmühlentechniken“ und Sparring an der Wand sind nur einige Beispiele für erfolgreiche Übungskonzepte.
Auch gedrehte Tritte zum Kopf zeigte Christoph sehr entschlossen, aber mit Leichtigkeit ausgeführt… Etwas mehr Schwierigkeiten hatten die Lehrgangsteilnehmer bei diesen Techniken, schließlich war Vieles neu und muss eben oft geübt werden. Schnelle Körperbewegungen sind bei kreisförmigen Tritten besonders wichtig. Der Stand-Fuß wurde vor bzw. beim Tritt um 180 Grad gedreht, um in der unmittelbar folgenden Bewegung eine maximale Geschwindigkeit zu erzielen. – Zu erkennen, welcher Kämpfertyp man selbst ist und welcher Typ der Gegner ist, war ein weiteres Kapitel des Lehrgangs. Die somit kombinierte Grundfrage hierbei war sicherlich folgende: Was setze ich ein bei welchem/für welchen Kämpfertyp? – Mit der Beantwortung dieser grundsätzlichen Frage kann man sich lange beschäftigen.
Der Blick über den Tellerrand ist sicherlich auch hier ein probates Mittel, wobei man durch das Kennenlernen unterschiedlicher Budo-Künste auch deren Stärken kennen und schätzen lernt. Ohne sich verleugnen zu müssen. Den Abschluss bildete das Zweier-Sparring, in dem alle zuvor geübten Techniken „ausprobiert“ wurden. Nur jeweils ein Paar war in Aktion, alle anderen Teilnehmer hatten die Gelegenheit, die gezeigten Techniken zu studieren, und zwar im steten Wechsel.
Fazit: Der Lehrgang war nach Meinung aller Teilnehmer ein voller Erfolg. Einige Muskelschmerzen – wohl nicht zu vermeidende – waren durch den Halbkontakt vereinzelt während des Lehrgangs aufgetreten. Das Statement des Lehrgangsleiters hierzu lautete wie folgt: „...mit der Zeit spürt man keinen Schmerz mehr...“ Mit der Zeit spürt man auch seinen Fortschritt. Dieser sehr kurzweilige Lehrgang war ein Lehrgang besonderer Art. Vielen Dank hierfür!
 

Text: Robert Zink & Volker Schwarz
Bilder: Bernd Kampmann