Am Samstag, den 9. Mai 2015 fand im Dojo des
Bushido-Mülheim e.V. der Lehrgang für Frauenselbstverteidigung statt.
Die Leitung hatte Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu). Thema des Lehrgangs waren Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und Gewaltprävention für Frauen. Als Schwerpunkte wurden zunächst anlassbezogene Übungen zum selbstbewussten Auftreten, zur Körpersprache, zum Stimmeinsatz und zum gezielten Aufzeigen/Setzen von Grenzen durchgeführt.
Thematische Rollenspiele ("Aktion/Reaktion") sowie einfache und effektive Selbstverteidigungstechniken rundeten diesen ersten Teil des Lehrgangs ab. Die Aufwärmphase des nächsten Programmteils begann mit rhythmischer Sportgymnastik um die Koordination zu stärken. Um den Übenden die inhaltlichen Schwerpunkte näherzubringen und Distanzen abzubauen, wurden verschiedene Verteidigungsspiele mit Gürtel, Handpratzen und Luftballons durchgeführt.
An dieser Stelle wies Dieter Mäß auf die Wichtigkeit von Distanz und Nähe (Abstand zum Partner/ggf. Gegner) hin. Die Distanz zum Gegenüber bezieht sich hierbei nicht nur auf die räumliche Dimension, sondern sie schließt auch die mentale Distanz zum Sachverhalt mit ein. Das Üben von Verteidigungstechniken reicht für eine wirkungsvolle Selbstverteidigung eben nicht aus: Der Körper muss "mitdenken" und der Geist "mitfühlen". Und beide müssen verstehen, dass sie viel mehr können als sie vermuten, so ähnlich hat dieses auch schon der amerikanische Philosoph und Dichter Ralph Waldo Emerson formuliert: Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können. – An diesem Lehrgangstag sollte niemand "gezwungen" werden. Vielmehr motiviert, überzeugt oder vielleicht mitgerissen.
Zu dieser Theorie gehört sicherlich auch, dass man/frau in die Lage versetzt wird, über den Ernstfall nachzudenken. Im Ernstfall wird man oft mit Dingen konfrontiert, die traumatisierend sind und lange nachwirken. Daher ist der "Blick nach innen" sehr wichtig, um auf mögliche unerwartete und (mindestens) unangenehme Begegnungen vorbereitet zu sein. Prävention. Hierbei spielt die eigene Psyche eine bedeutende Rolle. Das Sich-Kennen ist in diesem Zusammenhang eine wertvolle Hilfe, denn das Wissen über die eigenen Schwächen kann helfen, aus diesen "Schwächen" so genannte Noch-nicht-Stärken zu machen.
Was beim Üben auf der Matte durch Abklopfen nachvollzogen werden kann ("Halt, ich spüre den Schmerz; es reicht!"), wird bei konsequenter Ausführung den Gegner in seinem Tun stoppen oder für einen Moment aufhalten, in dem ich die Initiative ergreifen kann. Denn der Weg heraus aus der Opferrolle führt unweigerlich vom bloßen Reagieren hin zum Agieren – somit zur Übernahme der Initiative. – Aber der Lehrgang hat neben diesem ernst zu nehmenden Thema auch viel Spaß gemacht.
Viel Spaß kam auf, als sich die Teilnehmerinnen durch ein Spalier von Angreifern vor Schlägen mit der Handpratze verteidigen mussten. Danach wurde der "Spieß" auch umgedreht und es folgte ein Perspektivwechsel. Das ist auch für die männlichen Lehrgangsteilnehmer wichtig gewesen. Als Abschluss wurden noch verschiedene Schläge- und Tritte am Schlagkissen geübt, eine sehr gute Gelegenheit sich richtig "auszupowern". Der Kurs sollte allen Teilnehmenden klarmachen, sich bei einem Angriff immer gezielt, konsequent und dynamisch zur Wehr zu setzen. Technische Instrumente waren hierbei ausgewählte Abwehrtechniken aus dem Jiu Jitsu des Deutschen Jiu Jitsu Bundes.
Die nicht sichtbaren Instrumente waren die mentalen Übungen zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. Dieser Lehrgangstag war konzeptionell das Gegenteil eines "Lehrangsttages". Das konsequente Üben der Techniken und die Auseinandersetzung mit sich selbst sind ein Teil des Weges, ob Mann oder Frau.
Es ist eben nicht immer wichtig zu wissen, was man will, sondern es ist auch wichtig zu wissen, was Frau nicht will! Denn bei diesem Lehrgang ging es um Selbstverteidigung für Frauen. Diese hat viele Facetten. – Ein deutliches "Nein! Hau ab! Zieh Leine!" mit den entsprechend geübten Techniken, einsatzfähig in der "Hinterhand", verfehlt in der Selbstverteidigung nur selten seine Wirkung. Aber auch das will geübt sein.
Die Leitung hatte Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu). Thema des Lehrgangs waren Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und Gewaltprävention für Frauen. Als Schwerpunkte wurden zunächst anlassbezogene Übungen zum selbstbewussten Auftreten, zur Körpersprache, zum Stimmeinsatz und zum gezielten Aufzeigen/Setzen von Grenzen durchgeführt.
Thematische Rollenspiele ("Aktion/Reaktion") sowie einfache und effektive Selbstverteidigungstechniken rundeten diesen ersten Teil des Lehrgangs ab. Die Aufwärmphase des nächsten Programmteils begann mit rhythmischer Sportgymnastik um die Koordination zu stärken. Um den Übenden die inhaltlichen Schwerpunkte näherzubringen und Distanzen abzubauen, wurden verschiedene Verteidigungsspiele mit Gürtel, Handpratzen und Luftballons durchgeführt.
An dieser Stelle wies Dieter Mäß auf die Wichtigkeit von Distanz und Nähe (Abstand zum Partner/ggf. Gegner) hin. Die Distanz zum Gegenüber bezieht sich hierbei nicht nur auf die räumliche Dimension, sondern sie schließt auch die mentale Distanz zum Sachverhalt mit ein. Das Üben von Verteidigungstechniken reicht für eine wirkungsvolle Selbstverteidigung eben nicht aus: Der Körper muss "mitdenken" und der Geist "mitfühlen". Und beide müssen verstehen, dass sie viel mehr können als sie vermuten, so ähnlich hat dieses auch schon der amerikanische Philosoph und Dichter Ralph Waldo Emerson formuliert: Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können. – An diesem Lehrgangstag sollte niemand "gezwungen" werden. Vielmehr motiviert, überzeugt oder vielleicht mitgerissen.
Mit Blick auf die Zeit musste auf einen Abriss an möglichen Techniken zurückgegriffen werden. Verteidigungstechniken wie Umklammerungen und Abwehren am Boden, die Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu) mit den Teilnehmerinnen durchspielte, mussten somit kompakt und konsequent ausgeführt werden. Hierbei ist der (körperliche) Kontakt zum Partner sehr wichtig, denn Theorie allein hilft nicht weiter. Das Wichtigste ist das Üben der Techniken, aber die Theorie rundet das Gesamtpaket sinnvoll ab.
Zu dieser Theorie gehört sicherlich auch, dass man/frau in die Lage versetzt wird, über den Ernstfall nachzudenken. Im Ernstfall wird man oft mit Dingen konfrontiert, die traumatisierend sind und lange nachwirken. Daher ist der "Blick nach innen" sehr wichtig, um auf mögliche unerwartete und (mindestens) unangenehme Begegnungen vorbereitet zu sein. Prävention. Hierbei spielt die eigene Psyche eine bedeutende Rolle. Das Sich-Kennen ist in diesem Zusammenhang eine wertvolle Hilfe, denn das Wissen über die eigenen Schwächen kann helfen, aus diesen "Schwächen" so genannte Noch-nicht-Stärken zu machen.
Vor allem gilt es auch, Angst in Furcht umzuwandeln. Kriminell oder aggressiv agierende Angreifer suchen keine ebenbürtigen Personen, mit denen sie sich messen könnten, nein: Sie suchen Opfer! Somit ist eine wichtige Überlegung die, dass man sich bewusst (allgemein und auch auf sich bezogen) über die Rolle des Opfers Gedanken macht. Ziel ist hierbei, nie Opfer einer Gewalttat zu werden. Dieser Weg aus der potenziellen Opferrolle heraus beginnt nicht, wenn der Angriff begonnen hat, sondern er hat seine Wurzeln weit im Vorfeld. Das wurde auch an diesem Lehrgangstag in den Mittelpunkt gerückt. Die Lehrgangsteilnehmerinnen erhielten Aufgaben, die sie auf der Matte partnerweise bearbeiten und umsetzen sollten: Bei den anschließenden Partnerübungen sollte Partner(in) eins Partner(in) zwei zu etwas überreden, was diese(r) unter keinen Umständen zulassen sollte.
Auch durfte Partner(in) zwei bei ihrer/seiner Haltung keine Ausrede benutzen und musste sich durchsetzen. In der praktischen Umsetzung sah dies wie folgt aus: Es wurden mit Hilfe eines Kugelschreibers Angriffe in der Bodenlage abgewehrt. Hier galt es, die Atemi-Punkte am Gegner zu finden. Hierzu gehören zum Beispiel druck-, stoß- und schlagempfindliche Stellen am Körper des Menschen. So war es möglich, die Erfahrung zu machen, dass (schon eine maßvoll ausgeführte) physische Einwirkung auf diese Atemi-Punkte – vor allem wenn sie technisch korrekt/effektiv ausgeführt wurde – erheblichen Einfluss auf die Bewegungsfähigkeit des Gegenübers haben kann.
Was beim Üben auf der Matte durch Abklopfen nachvollzogen werden kann ("Halt, ich spüre den Schmerz; es reicht!"), wird bei konsequenter Ausführung den Gegner in seinem Tun stoppen oder für einen Moment aufhalten, in dem ich die Initiative ergreifen kann. Denn der Weg heraus aus der Opferrolle führt unweigerlich vom bloßen Reagieren hin zum Agieren – somit zur Übernahme der Initiative. – Aber der Lehrgang hat neben diesem ernst zu nehmenden Thema auch viel Spaß gemacht.
Viel Spaß kam auf, als sich die Teilnehmerinnen durch ein Spalier von Angreifern vor Schlägen mit der Handpratze verteidigen mussten. Danach wurde der "Spieß" auch umgedreht und es folgte ein Perspektivwechsel. Das ist auch für die männlichen Lehrgangsteilnehmer wichtig gewesen. Als Abschluss wurden noch verschiedene Schläge- und Tritte am Schlagkissen geübt, eine sehr gute Gelegenheit sich richtig "auszupowern". Der Kurs sollte allen Teilnehmenden klarmachen, sich bei einem Angriff immer gezielt, konsequent und dynamisch zur Wehr zu setzen. Technische Instrumente waren hierbei ausgewählte Abwehrtechniken aus dem Jiu Jitsu des Deutschen Jiu Jitsu Bundes.
Die nicht sichtbaren Instrumente waren die mentalen Übungen zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. Dieser Lehrgangstag war konzeptionell das Gegenteil eines "Lehrangsttages". Das konsequente Üben der Techniken und die Auseinandersetzung mit sich selbst sind ein Teil des Weges, ob Mann oder Frau.
Es ist eben nicht immer wichtig zu wissen, was man will, sondern es ist auch wichtig zu wissen, was Frau nicht will! Denn bei diesem Lehrgang ging es um Selbstverteidigung für Frauen. Diese hat viele Facetten. – Ein deutliches "Nein! Hau ab! Zieh Leine!" mit den entsprechend geübten Techniken, einsatzfähig in der "Hinterhand", verfehlt in der Selbstverteidigung nur selten seine Wirkung. Aber auch das will geübt sein.
Text: Dieter Mäß
Fotos: Bernd Kampmann