Wie im vorherigen Jahr fand das alljährliche KID-Seminar, das traditionsgemäß im ersten Monat eines neuen Jahres, also im Januar stattfindet und fester Bestandteil der Verbandskultur der Korporation Internationaler Danträger (KID) ist, in diesem Jahr wieder im Sportzentrum in Radevormwald statt, und zwar vom 23.1. bis zum 25.1.2015.
Aus allen Teilen der Bundesrepublik waren die Mitglieder der KID angereist. Noch bevor es in die Jahreshauptversammlung mit anschließendem Neujahrsessen ging, hatte man es sich im Sportzentrum gemütlich gemacht und das eine oder andere Gespräch führen können. Von Schnee und Winterwetter bei der Anreise in diesem Jahr verschont, wurde der Abend mit zahlreichen fachsportlichen und privaten Themen gemütlich und spät, schließlich hatte man sich viel zu erzählen...
Am Samstagmorgen ging es dann nach dem Frühstück in den Tagungsraum, wo zunächst die Themen vom Vorjahr und deren Umsetzung, insbesondere die letzten Korrekturen in der neuen Prüfungsordnung des Deutschen Jiu Jitsu Bundes (DJJB) eingehend besprochen wurden. Es folgten die diesjährigen Seminarthemen, die sich dieses Jahr zunächst ausführlich mit den letzten Deutschen Meisterschaften im Jiu Jitsu des Deutschen Jiu Jitsu Bundes (DJJB) in Essen am 17./18.05.2014 beschäftigten.
Ausrichtender Verein der Deutschen Meisterschaften war der TBF-Bushido Essen Frintrop. Die Vertreter des ausrichtenden Vereins referierten über die gesammelten Erfahrungen hinsichtlich Ablauf und Organisation. Viele Detailfragen konnten abschließend geklärt werden. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, dass die nächsten Deutschen Meisterschaften im Jiu Jitsu 2016 in Mülheim an der Ruhr stattfinden werden.
Das Thema Meisterschaften war auch wieder im Rahmen der United Nations of Ju Jutsu (UNJJ) Mittelpunkt. Kongress und Internationale Meisterschaften werden 2015 in Dänemark stattfinden. – Es referierte alsdann Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu) über das Thema: Konzeption und Inhalt von Dan-Lehrgängen. Besonderen Wert legte Dieter Mäß hier vor allem auf die Qualität der Lehrgänge: Konzeption und Inhalt der Lehrgänge bedürfen einer fortlaufenden Optimierung und Weiterentwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln. Hier gilt es die positiven Erfahrungen weiter umzusetzen und den Blick auf andere Kampfkünste und -stile, sowie auf besondere Situationen oder Szenarien nicht zu verlieren.
Den nächsten Vortrag hielt der Gastreferent Jhonny Bernaschewice (8. Dan Chi Ryu Aiki Jitsu). Er sprach über das von ihm entwickelte Chi Ryu Aiki Jitsu und welche philosophischen Grundprinzipien er hierin vereinigt. Bewegung und Gegenbewegung spiegeln sich in Yin und Yang. Es ist stets eine Suche nach Balance und Gleichgewicht.
Beide, Yin und Yang, sind stets in Bewegung; den Ausgleich zwischen beiden zu finden, heißt die „Mitte“, die Harmonie zu finden. Diese Suche ist allerdings nicht nur in der Kampfkunst anzutreffen, sondern sie ist davon losgelöst das Leben selbst. Vor den praktischen Seminarteilen an diesem Samstag wurden in einer feierlichen Zeremonie die KID-Neumitglieder vereidigt. Diese hatten ihr Probejahr erfolgreich hinter sich gebracht und wurden als Vollmitglieder in den Kreis der KID aufgenommen.
Der sich direkt anschließende praktische Teil stand ebenfalls unter der fachkundigen Leitung von Gastreferent Jhonny Bernaschewice. Er zeigte verschiedene Grundtechniken, die auf der Balance von Bewegung und Gegenbewegung basieren und wie diese in einer Linie zur jeweiligen Haltung und Situation auf Uke ausgerichtet werden müssen. Er gab den anwesenden Teilnehmern zudem Anreize, dieses Grundkonzept später in den eigenen Techniken zu überprüfen und wiederzufinden.
Der Sonntagmorgen beschäftigte sich nach dem Frühstück ausführlich mit dem Thema: Kobudo. Es referierte erneut Jhonny Bernaschewice. Kobudo bedeutet aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt „alte Kriegskunst“ und bezeichnet die auf Okinawa entwickelten Kampfkünste, die sich mit der Handhabung einfacher Werkzeuge und Arbeitsgeräte (Stab, Dreschflegel, Paddel, Sichel etc.) als Waffen beschäftigen.
Obwohl es „alte Kriegskunst“ heißt, ist diese nur bis ins 18. Jahrhundert zurück verfolgbar. Auch die Beschaffenheit und der Aufbau der ursprünglichen Werkzeuge und Waffen, so zum Beispiel des Tonfa (Tunkwa – ursprünglich der Griff eines Mühlsteins) wurde eingehend erläutert. Unterschiede zu den heute industriell gefertigten Gegenstücken und deren Nachteile in Bezug auf die ursprüngliche Konzeption wurden aufgezeigt. Nach dem abschließenden gemeinsamen Mittagessen, fuhren alle Teilnehmer mit vielen neuen Ideen und der Gewissheit, etwas Bleibendes für die KID und das Jiu Jitsu getan und gelernt zu haben nach Hause, wo dann in den Heimatdojos die neu erlernten Impulse umgesetzt werden.
„Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben.“ (Konfuzius)
Text: Andreas Dolny & Volker Schwarz
Bilder: DJJB