Deutscher Jiu Jitsu Bund

Keine Schneeflocke fällt jemals auf den falschen Platz – dieser aus aus dem Zen-Buddhismus stammende Sinnspruch hätte vermutlich das perfekte Motto des Tages bilden können.
Denn alles, was im Leben geschieht, will gefügt sein und will Halt haben. Halt und Haltung stehen hier eng beieinander. Haltung ist in heutiger Zeit sowohl in äußerer als auch in innerer Form ein oftmals unbeachtetes Gut.
Haltung hat man nicht automatisch, sie muss erworben werden, und zwar durch stetige Arbeit. Durch sich und an sich selbst. Haltung fällt als Körperhaltung und inneres Gleichgewicht im Kreise derjenigen, welche diese nicht als Wert schätzen, sofort auf – fehlende Haltung woanders möglicherweise auch.
Im Jiu Jitsu stehen innere und äußere Haltung nicht nur für Etikette, sie sind ein auf Harmonie fußender Grundbaustein des Tuns. Haltung ist ein ewiger Wert. Demzufolge fängt jede Prüfung mit Haltung an und hört mit dieser auf, und zwar ohne auf das Ergebnis derselben zu schauen. Das Jetzt zählt.
Es sollte auch an diesem Sonntag nicht anders sein: Die Prüflinge des Tages zeigten beeindruckende Ausschnitte aus ihren Repertoires. Die unzähligen Techniken, Körperbewegungen, denen geistig-seelische bzw. neuronale Prozesse vorgeschaltet sind, und die ergreifenden Momente des Tages allein in Worten einzufangen, wäre weder vor Ort noch an dieser Stelle möglich.
Den geduldigen und geschulten Augenpaaren an den Prüfertischen entging jedenfalls nichts, hier zeigte sich die Wichtigkeit von Trennschärfe, Erfahrung und Genauigkeit: An Prüfertisch 1 saßen Dieter Mäß (8. Dan Jiu Jitsu), Josef Djakovic (8. Dan Jiu Jitsu, Erster Vorsitzender DJJB/KID) und Bernd Kampmann (7. Dan Jiu Jitsu); an Tisch 2 hatten Harald Westrich (6. Dan Jiu Jitsu), Frank Reichelt (5. Dan Jiu Jitsu) und Robert Kowallik (4. Dan Jiu Jitsu) Platz genommen. Prüfertisch 3 war mit Gerhard Dressler (6. Dan Jiu Jitsu), Dirk Lunnemann (4. Dan Jiu Jitsu) und Stefan Brandt (3. Dan Jiu Jitsu) besetzt.
Es war trotz der wenigen Grad Celsius Außentemperatur und des Schneetreibens ein erfreulicher Wintertag; im Dojo herrschte angesichts des frischen Schnees eine feierliche Atmosphäre, und zwar gleichermaßen für Prüflinge, Prüfer und Zuschauer, während sich hinter den Prüfertischen beim Lichteinfall durch Glas Scherenschnitten gleich die Natur außerhalb des Dojos ihr freundliches Spiel mit Licht und Schatten trieb.
Die Nationalhymnen Japans und Deutschlands rundeten die Zeremonie ab, gefolgt von dem Beifall der anwesenden Freunde, Eltern und Zuschauer, die nun endlich auf ihre Weise ihrer Begeisterung freien Lauf lassen konnten. – In Haltung zu „investieren“ zahlt sich offensichtlich aus. Nicht nur im Bewerbungsgespräch. Vor allem im Leben selbst, vor allem morgens und abends, wenn man sich immer wieder aufs Neue ins eigene Gesicht schaut und die Ereignisse des Tages mit den eigenen Handlungen im Kontext von Haltung Revue passieren lässt...
Der DJJB gratuliert allen Prüflingen zur erbrachten Leistung und wünscht für den weiteren Weg alles Gute.
 

Text: Volker Schwarz & Andreas Dolny
Bilder: DJJB